Interview von Heidi Sieber (im Folgenden HS und kursiv) mit
Maurice Attenberger (im Folgenden MA), Regionalleiter Firmenkunden München der GLS Bank
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Zur Einführung: Die GLS Bank – die Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken sagt:
„Geld ist für die Menschen da“
Die erste soziale und ökologische Bank spekuliert nicht mit dem Geld der Kunden an den internationalen Finanzmärkten, sondern gibt Kredite an nachhaltige Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland – damit diese sozial, ökologisch und ökonomisch sinnvolle Dinge schaffen können.
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HS: „Ich habe schon vor vielen Jahren von der GLS-Bank gehört und vor Kurzem war endlich der Zeitpunkt, mein Geschäftskonto dorthin zu verlegen. Eine Veranstaltung zum Kennenlernen für Neukunden in der Niederlassung München, wo Herr Attenberger die Bank und zwei Kreditnehmer vorgestellt hat, hat mich tief berührt. Ein anderer Spirit als sonst in einer Bank ist dort gleich spürbar und die Fakten überzeugen mich.
Nun freue ich mich auf das Interview mit Maurice Attenberger. Wir verbinden das Interview mit der magischen Neurographik.
Wir starten mit neurographischen Linien und Kreisen, um die kreative Gehirnhälfte anzuregen. Es führt gleich zu einer entspannten Stimmung. Mein Beispiel -->
Dann gehen wir zu den Fragen über"
HS: „Warum macht die GLS Bank Sinn…
…für Kunden?
MA: „Eine Bank bestimmt durch die Weitergabe des Geldes an einen Dritten, was mit dem Geld passieren soll. Das passiert in Deutschland ganz oft - jeden Tag. Wir als GLS Bank machen uns Gedanken, wem wir es geben und was daraus erwachsen soll im Interesse der Kund*innen. Was ist meine Wirkung, die ich durch bestimmte Handlungen hinterlasse? Das machen wir transparent sichtbar, wir bringen damit eine sinnvolle Mittelverwendung in die Welt.
Neue Kunden wählen, in welche Bereiche ihr Geld fließen soll. Wenn ich es vergleichen darf: Eine herkömmliche Bank schmückt sich mit Charity-Veranstaltungen, was sie Gutes in die Welt bringen.
Die eigentlichen Anlagen stehen oft dem Charity-Bild entgegen. Warum Charity, wenn wir per se Gutes tun können – wir als GLS Bank brauchen keine Kompensationshandlungen. Das Wirtschaften an sich
muss nachhaltig im Sinne der sozialen und ökologischen Wirkung sein.“
HS: „Warum macht die GLS Bank Sinn…
… für Mitarbeiter?
MA: „Aus Sicht des Mitarbeitenden ist es schön, wenn man sich selbst mit der Arbeit gerecht werden kann. Viele sagen, dass sie im vorherigen Job keinen Sinn mehr gesehen haben. In der Zahlenwelt waren sie weit weg von dem, was außerhalb durch das Geld passiert. Viele erkannten: was sie machen, bewirkt nichts Gutes. Wenn es komplett gegen die eigenen Überzeugungen geht, ist das auf Dauer nicht gesund. Viele Kolleg*innen finden bei der GLS Bank den Sinn in ihrer Arbeit wieder. Jemand, den solche Werte nicht interessieren, wird nicht glücklich bei uns.
HS: „Warum macht die GLS Bank Sinn…
…für Chefs?
MA: „Was für die Mitarbeiter*innen gilt, gilt ebenso für die Führungskräfte. Dazu sei gesagt: „Wir haben über 600 Führungskräfte – nämlich alle Mitarbeitenden.“
HS: „Warum macht die GLS Bank Sinn…
…für Sie – was hat Sie bewogen, hier zu arbeiten?
MA: „Der Sinn hinter der Arbeit: „wer bekommt Kredit und kann damit seine Idee des Wirtschaftens etablieren“ stand zunehmend für mich im Vordergrund meiner privaten Sichtweise auf die Wirtschaft. Gegensätzlich lief die Beantwortung dieser Frage bei den konventionellen Banken mit: „der mit der höchsten Rendite, egal was er macht“. Fehlende oder falsche Moral in der täglichen Arbeit lasteten schwer auf mir.
Dazu war meine frühere Bankerfahrung geprägt von einem sehr patriarchisch gepflegten Umgang mit wenig Eigenkompetenz. Jeder Arbeitsschritt wurde zunehmend quantifiziert und überwacht. Das gefällt keinem, der Verantwortung übernehmen möchte. Ich wollte in so einem Umfeld nicht mehr arbeiten.“
HS: „Gab es einen speziellen Moment, wo die Entscheidung gefallen ist oder war es ein schleichender Prozess?
MA: „ Es gab immer wieder Situationen, in denen mir das bewusst wurde. Dann habe ich jemanden kennengelernt, der bei der GLS Bank arbeitete. Ich habe es erst nicht geglaubt, dass es sowas gibt. Nun arbeite ich schon seit 6 Jahren in der GLS Bank und bin überzeugter denn je, dass dies der richtige Weg ist. Wenn ich die Filiale in Stuttgart oder unsere Hauptstelle in Bochum betrete, nehme ich heute noch bestimmte Gerüche wahr, mit denen ich seit Beginn noch sehr stark ein glückliches Gefühl verbinde. Das erinnert mich stets an meine damalige Entscheidung und eine Art Wendepunkt.“
HS: „Wissen Sie über den Bedarf und die Wünsche Ihrer Mitarbeiter Bescheid?“
MA: „Ja beides - meistens. Mit manchen Mitarbeitenden tausche ich mich regelmäßig in einem festen Termin aus. Bei manchen passiert das zwischen Tür und Angel sporadisch. Aus Miteinander und gutem
Arbeitsklima bekomme ich die Bedarfe mit. Zudem bin ich kein Fan davon, Berufliches und Privates zu trennen. D.h. nun nicht, dass man über alles das Herz ausschütten muss. Aber Work-Life Balance
kategorisiert. Ein Mensch kann nicht immer strikt trennen zwischen Beruf und Privatem. In einem Arbeitsklima, das Privates nicht zulässt, geht es den Leuten nicht gut.“
HS: „Wie gehen Sie mit Konflikten innerhalb der Belegschaft um?
MA: „Mir ist wichtig, ich bin nicht der Chef, der persönliche Konflikte zu regeln hat. Ich bin in der Konfliktsituation zwischen Kolleginnen und Kollegen genauso Kollege wie jeder andere auch. Solche persönlichen Konflikte muss das Team austragen können. Wenn ich merke, es gibt kein Ergebnis, rede ich im Sinne des Teamspirits mit den Kollegen als „Mediator“. In der Regel bin ich sehr froh, dass sich das meiste von allein löst. Bei fachlichen Themen nehme ich mein eigenes Bild mit hinein, im Notfall entscheide ich selber. Wichtig ist, dass Transparenz gewährleistet ist und jeder die Entscheidung nachvollziehen kann.
Wichtig finde ich auch das Thema Haltung: Mit welcher Haltung kommuniziere ich. Aus der Haltung, die wir uns mit jeder Reflexion erarbeiten, leitet sich unser Handeln ab. Im
Alltag in kurzweiligen und vermeintlich nicht wichtigen Situationen ist das besonders wichtig, denn da kommt eine Haltung sehr zum Vorschein. Das war und ist tatsächlich in unserer Bank ein
Führungsthema. Jeder bekommt die Chance, sich in Seminaren oder Workshops das Thema „Haltung“ zugute zuführen.“
HS: „Nun möchte ich Ihnen ein paar persönliche Fragen stellen, Hr. Attenberger, wann sind Sie erfolgreich?“
MA: „Man ist nie immer zufrieden. Erfolgreich zu sein wird besonders in Banken an Erfolgszahlen gemessen. Diese Freude währt bei mir aber nur kurz. Ich bin erfolgreich, wenn ich merke, dass das, was ich tue, Früchte trägt und dass ich Wirkung hinterlasse. Dann bin ich für mich gesprochen erfolgreich. Und glücklich, wenn dann noch alle anderen Themen im Gleichgewicht sind.
HS: „Was macht Sie wirklich glücklich? Jenseits aller Vorhaben, des Materiellen, der Bindung an Menschen?“
MA: „In Erinnerungen schwelgen finde ich schön. In dem Moment bin ich losgelöst von allen Beziehungen und Materiellem, dazu brauche ich nichts. Vorfreude kann genauso schön sein.
HS: „Wollen wir gemeinsam zeichnen? Die Neurographik ist eine kreative Transformationsmethode. Der Absichtscheck ist eine Methode der Neurographik, der spielerisch leicht jetzt Wichtiges für ein Thema aufzeigt, das sich mithilfe beider Gehirnhälften - Verstand und Kreativität - zeigt und indem Sie laut erzählen, was für Gedanken/[Gefühle/ körperliche Wahrnehmungen in eckigen Klammern] kommen.
Das Thema zum Zeichnen: „Ihre Wünsche für die GLS Bank“"
MA: „Wir wollen gerne andere Banken für unsere gemeinsame Bewegung, den Finanzsektor nachhaltiger zu gestalten, gewinnen."
[Gefühl: Mühsame Aufgabe, Verknüpfungen herzustellen, rundzumachen bezogen auf die Zeit.]“
HS: "Es ist eine Meditation mit dem Stift, man nimmt sich Zeit für sich und es lohnt sich, die Zeichnung fertig zu harmonisieren, auch wenn es Geduld braucht.“
MA: "Wünsche für die Bank sind Bewegung und Gemeinschaft. Unsere Gemeinschaft ist natürlich geprägt von aktuellen Gegebenheiten in der Welt. Was ist mit uns in 50 Jahren? Unsere Bank ist Teil einer Bewegung, wir wollen es besser machen als es aktuell in der Bankenszene praktiziert wird, mehr Verantwortung übernehmen. Der Gedanke kommt – wir sind in einer Nische, wir wollen massentauglicher werden.
1. wichtiger Kreis, Knotenpunkt: VERNETZUNG IN DER MITTE
Ich sehe die 3 Kreise in einem größeren Kreis: Ganz viele unterschiedliche Kunden in jede Richtung, eins haben sie gemeinsam: Was anders machen auf ökologisch und sozialer Ebene. Wir sehen das, wir sprechen viel mit unseren Kund*innen. Oft können wir untereinander verknüpfen. Es hat sich ein eigenes Eco-System (s. Otto Scharmer - Eco-Systeme) gebildet. Veranstaltungen zum Vernetzen haben wir schon immer.. Ich versuche es zu benennen: Wir wollen mehr machen. Wir verstehen uns nicht ausschließlich als Bank.
Wir sind mehr als eine Bank - eine BEWEGUNG FÜR EINE ENKELTAUGLICHE ZUKUNFT.
2. wichtiger Kreis, Knotenpunkt: Bienenwabe.
ARTENVIELFALT Bienen. Muster kommen ins Spiel. Muster durchbrechen.
Hinsichtlich unseres KONSUM-VERHALTENS und unserer LEBENS-WEISE MÜSSEN WIR ALTE MUSTER DURCHBRECHEN."
HS: „ Eine Schnittmenge ergibt sich in Ihrer Neurographik zwischen Vernetzung und Artenvielfalt / Lebensweise / im Konsumverhalten Muster durchbrechen.
Das ist eine interessante Synchronizität.
Bei der Einführungsveranstaltung für Neukunden neulich, bei der ich teilnahm, ergab sich innerhalb von 5 Minuten ein Projekt zwischen einem Biobauern vom Ammersee und einer Studentin, die auch beim Radio arbeitet. Er wird ein Feld zur Verfügung stellen und dann können Münchner für ein Stück Feld als Pate Geld zur Verfügung stellen und er pflanzt eine Bienenwiese an. Sie macht es über’s Radio bekannt.
Genau ein Beispiel, was in der GLS Bank - Welt passieren kann. Großartig!
Ein 3. Kreis schließt die zwei anderen ein und ist nach unten geöffnet. Die Öffnung für das größere Ganze, was über uns hinausgeht. ..... Dann bringen wir noch Farbe rein.“
MA: „Gerne. Grüne große Wiesen.“
Die Zeit für’s Interview ist nun beendet.
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HS: „Wie hat Ihnen das Interview gefallen?“
MA: „Es hatte etwas sehr Meditatives, da denkt man an andere Dinge. Knoten werden entzerrt. Ein ganz anderes Interview als sonst, schön mit Zeichnen verbunden. Es entstehen auch andere Gespräche / andere Tiefen durch Malen. VIELEN DANK!“
HS: „Vielen lieben Dank, Herr Attenberger, für das Interview und Ihre Bereitschaft sich auf die Neurographik einzulassen.“
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Zur Information: Durch die begrenzte Zeit konnten wir die Neurographik nur anreißen.
Zum Basiskurs geht's hier
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Einige Fragen sind inspiriert von Bodo Janssen, Upstalsboom, siehe mein Blogartikel
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